3.3 Soziales Lernen

Die „Freie Schule für lebendiges Lernen“ sieht ihren Schwerpunkt nicht nur in der reinen Wissensvermittlung, sondern vor allem auch in der Ausbildung und Förderung von sozialer und emotionaler Kompetenz. Sie ist sehr darauf bedacht, eine Atmosphäre zu schaffen, die geprägt ist von Vertrauen, Offenheit und Freundlichkeit, denn nur so kann Lernen optimal stattfinden.

Die Schule versteht sich damit als eine Lebensgemeinschaft für Kinder, Lehrer und Eltern. Sie ist ein Lern- und Bildungsort, an dem drei Grundsätze gelten:

 

  • Voneinander
  • Miteinander arbeiten
  • Füreinander leben

Der Leitsatz „Füreinander leben“ bedeutet, Verantwortung zu übernehmen – für sich und die Anderen. Er bedeutet, menschliche Gefühle zu kennen und zu verstehen – die eigenen und die der Anderen. Dabei gilt es, Lösungen für Konflikte zu finden, Lösungen, die gewaltfrei sind und die Würde des Einzelnen respektieren. Die Schule setzt sich dadurch mit allen Beteiligten, also Lehrern, Schülern und Eltern, für mehr Humanität, Toleranz, Verantwortung und Achtsamkeit ein. Die Lösung von aktuellen Gruppenkonflikten hat stets Vorrang vor thematischer Arbeit.

Eine weitere Besonderheit der „Freien Schule für lebendiges Lernen“ ist, dass die Schule als gemeinsamer Lebensraum begriffen wird. Lehrer, Schüler und Eltern tragen und organisieren in Gemeinschaft die Schule. Dies bedeutet auch, dass nicht nur die Schüler lernen, sondern ebenso die Eltern und Pädagogen, die sich ebenfalls auf einen Lern- und Wachstumsprozess einlassen müssen.

Durch demokratischen Umgang miteinander wird großen Wert auf einen achtungsvollen Umgang der Kinder untereinander gelegt. Es wird Demokratie gelebt und somit der Rahmen dafür geschaffen, dass auch der Leitsatz „So wie ich behandelt werden möchte, so behandle ich mein Gegenüber“ gelebt und gelehrt wird. Dies geschieht aus zwei wesentlichen Gründen: Die Kinder erfahren, dass die Würde des Nächsten unantastbar ist. Dieses zu erkennen bedeutet, den Respekt und das Verständnis zu haben für die Gefühle anderer Menschen, für deren Auffassung und Kultur. Gleichzeitig ist Toleranz und Empathie nicht möglich ohne die Anerkennung und Wertschätzung der eigenen Würde. Die Würde jedes einzelnen Kindes wird ganz bewusst und konsequent durch Achten auf Einhaltung von Regeln, die dies gewährleisten, geschützt – sowohl von Seiten der Erwachsenen als auch von Seiten der Kinder untereinander.

Neben dem „Morgenkreis“ und „Abschlusskreis“ gibt es die „Schulversammlung“, in der eines der Kinder „Sprachführer“ bzw. „stellvertretender Sprachführer“ ist. Diese „Funktion“ wechselt, so dass jedes Kind die Möglichkeit hat, in diese Aufgabe hinein zu wachsen. Die Pädagogen sehen sich in diesen „Konferenzen“ ausschließlich in einer unterstützenden Position.

Um das Kind zum achtungsvollen Umgang mit Sachen anzuleiten, darf/muss jedes Kind, bevor es mit „empfindlichen“ Geräten umgeht, einen sog. „Führerschein“ erwerben (z.B. „Klavier-Schein“, „Computer-Schein“ oder „Mikroskop-Schein“).

Lernen in altersgemischten Gruppen
Durch die Altersmischung in den Lerngruppen lernen die Kinder miteinander und voneinander. Dabei wird die Hilfestellung durch Mitschüler explizit gefördert, so dass ein Großteil der Schüler selbständig lernt bzw. durch Mitschüler unterstützt wird, was diesen ebenfalls zugute kommt. Ältere Kinder können ihre Kompetenzen anwenden und ihr Wissen vertiefen, indem sie jüngeren Kindern helfen, also in die lehrende Position gehen. Dies betrifft nicht nur ihre Wissenswelt, sondern beinhaltet auch ihre soziale Fähigkeit und ihre soziale Anerkennung durch die Jüngeren, welche natürlich in anderer Richtung ebenso profitieren.

Die Altersmischung entspricht einer natürlichen Lernsituation in Gruppen. Sie fördert den Erwerb sozialer Kompetenzen – wie z.B. Rücksicht auf Kleinere zu nehmen – und unterstützt das Miteinander. Vermieden wird die Sackgasse einer tiefen Frustration durch schlechte Noten, die oft auch durch große Anstrengung und guten Willen nicht aus eigener Kraft überwunden werden können und oft beim Versuch, sie zu bessern, in einer noch größeren Frustration mündet.

Jedes Kind durchläuft durch die Altersmischung zunächst die Situation, zu den Jüngsten zu gehören und die Hilfe anderer in Anspruch zu nehmen. Später tritt es in die Reihen der Ältesten ein und erhält dadurch die Gelegenheit, geben und helfen zu dürfen. Gleichzeitig intensivieren die verschiedenen Altersgruppen die Möglichkeit, sich selbst zu reflektieren und zu spiegeln.

Lernen von und mit „Besonderen Kindern“
Weil Lernunterschiede selbstverständlich sind, ist es für die Schule eine große Bereicherung, Kindern mit „besonderen Bedürfnissen“ einen gebührenden Platz zu bieten. Im Rahmen unserer Möglichkeiten wollen wir daher auch Kinder mit „besonderen Bedürfnissen“ integrieren.

Im täglichen Umgang miteinander wird den Kindern damit der Respekt vor Unterschieden und unterschiedlichen Möglichkeiten vorgelebt.

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